Ausstellung „Harry Graf Kessler“
Aufgabenstellung
15.000 Seiten Tagebuch hinterließ Harry Graf Kessler (1868-1937). In ihm lieferte er ein umfassendes Panoptikum seiner Zeit, die sich im Umbruch zur Moderne befand. Es galt, die Gedankenfülle, die scharfe Beobachtungsgabe, die vielfältigen Facetten dieses oftmals widersprüchlichen „Augenmenschen“ in den Raum zu bringen ...
Umsetzung
Wir entschieden uns, mit der Ausstellung gleichsam in Kesslers Kopfkosmos einzutreten.
Eine Intro-Projektion zu seiner Erkenntnismethode der Sinnlichkeit bildet den Auftakt: Sie ist Folie seiner Wahrnehmung von Kunst und des ihn umgebenden Lebens, das er in all seinen „détails“ und „valeurs“ geradezu synästhetisch beschrieb.
Der „Kunstsalon“ im Erdgeschoss bietet einen ersten collagenartigen, sinnlich-dinglichen Einstieg in Kesslers Welt. Historische Großfotos an den Wänden imaginieren hier Kesslers Privaträume ebenso wie Ausstellungen aus seiner Zeit als Weimarer Museumsdirektor. Sie ordnen viele der ausgestellten Kunstwerke einem persönlichen Zusammenhang zu. Zugehörige Zitate aus den Tagebüchern verstärken diesen Bezug. Eine Multivision zu den biographischen Stationen Kesslers und ein Interviewfilm zur Frage, warum uns Kessler heute wieder fasziniert, runden das Erdgeschoss ab.
Im Obergeschoss setzt die Schau mithilfe medialer Inszenierungen im Raum das Bilderkaleidoskop in Gang, das für Kesslers Tagebücher so charakteristisch ist. Die medialen Projektionen – mehr dazu hier – entführen die Besucher und Besucherinnen visuell in die Welt, der die als Raumton zu hörenden Zitate entstammen. Zusätzlich erlaubt es der interaktive „Menschensammler“-Raum, selbst aus einer Fülle von Menschenbeschreibungen, Anekdoten und Berlin-Geschichten auszuwählen und sich so ein persönliches Bild von Kesslers gesteigerter Beobachtungsgabe zu machen.
Florian Illies, Autor, Journalist und Kunsthändler:
„Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass man den schwer fassbaren Grafen Kessler so dynamisch, so frisch und lebendig in einer Ausstellung präsentieren kann. Glückwunsch!“
Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien:
„Wenn das Hauptthema die Sinnlichkeit ist, dann muss man sie so inszenieren! Großartig.“
Peter Raue (BZ, 09.06.2016):
„... eine hinreißende Ausstellung, die Kesslers Sammlungstätigkeit reflektiert und in der oberen Etage dieses Hauses einen überwältigenden Einblick in seine Tagebücher öffnet.“
Der Kurator Prof. Dr. Christoph Stölzl über unsere Zusammenarbeit:
„Cornelia Vossen ist die ideale Kuratorin: wissenschaftlich hochqualifiziert und versehen mit großer Kulturkompetenz, erobert sie sich in verblüffender Geschwindigkeit jedes Thema. Wegen ihrer blitzgescheiten Kreativität ist es eine Freude, mit ihr zusammen Konzeptionen für Ausstellungen und Filme zu machen: Sie verzichtet nie auf strenge Qualitätsmaßstäbe, ist sehr meinungsstark und zugleich hochbegabt fürs Teamwork. Was sie anfängt, bringt sie zu einem guten Ende – auch wenn ihr Arbeitstag dann nicht 8, sondern 18 Stunden dauert ...“
Auftraggeber
Stiftung Brandenburger Tor, Berlin 2016
Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds Berlin.
© Bilder/ Filme: Stiftung Brandenburger Tor